Anonymous Attacks: Cyber War im Nahen Osten

Screenshot von Anonymous-Nachricht gegen Mubarak, Bild: Fabian SchmidmeierDas  Hackernetzwerk Anonymous schaltet sich immer aktiver in die Konflikte des Nahen Ostens ein. Spätestens seit der Veröffentlichung privater Mails von Baschar al-Assad und den Attacken auf Server israelischer Ministerien ist Anonymous zu einem Spieler im sogenannten „Cyber War“ geworden. Nun erklärt es auch Muhammad Mursi und der ägyptischen Muslimbruderschaft den Krieg.

Die Angriffe des  Anonymous-Netzwerkes weiteten sich seit dem Beginn des Arabischen Frühlings beträchtlich aus. Waren es doch vor allem die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter, die es Massen von frustrierten, aber medienkompetenten jungen Menschen, ermöglichten, sich zu Demonstrationen und Aktionen gegen das Regime zu verabreden. Bei ihnen hatte Anonymous eine Zielgruppe mit großen Interessensüberschneidungen gefunden, die man von nun an aktiv unterstützen konnte.

Anonymous vs Mubarak

In Ägypten versuchte Diktator Hosni Mubarak die Proteste mit einem gezielten Abschalten des Internets zu schwächen, was sofort eine Gegenreaktion hervorrief. In einer Videobotschaft auf einem offiziellen Youtube-Kanal wandten sich Aktivisten von Anonymous erstmals direkt an Mubarak und veröffentlichten einen Brief. Hier kündigten sie an

 Your reign as „The Pharaoh“ has come to an end, and it is only a matter of time before you are removed from your office.

…und hierfür den Ägyptern nach Kräften unter die Arme zu greifen.

The people have spoken, and your stubborness and resistance to change delays the only acceptable resolution – the removal of you and your puppets and the termination of your undemocratic regime.

„Operation Syria“

Noch gab es aber keine großangelegten Hackerangriffe auf staatliche Webseiten oder Internetpräsenzen von Wirtschaftsunternehmen. Dies änderte sich mit dem Beginn der Rebellion in Syrien. Baschar al-Assad ist seit über zwanzig Monaten bemüht einen Volksaufstand mit brachialer Gewalt niederzuschlagen. Auch hier versuchten sich die dem regimekritischen Aktivisten über das Internet zu vernetzen. Demonstrationen in verschiedenen syrischen Städten wurden über Blogs und den arabischen Fernsehsender Al Jazeera per Livestream in die Welt hinausgetragen. Auf dem Blog AnonNews.org kündigte Anonymous die Phase Eins der „Operation Syria“ an. Bis dato geheime Informationen des syrischen Regimes wurden auf Wikilieaks der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Anonymous Syria_Leaks

Als Reaktion darauf rief die in Syrien regierende Baath-Partei die Syrian Electronic Army ins Leben, die aktuell die Mission hat,  Anonymous-Angriffe abzuwehren, die Identitäten von Anonymous-Mitgliedern zu enthüllen, sowie deren Blogs lahmzulegen. Als syrische Oppositionelle der Regierung Anfang Dezember 2012 vorwarfen, große Teile des Landes dem Internet entzogen zu haben, hackten sich Anonymous-Aktivisten in die Mailaccounts syrischer Ministerien und behaupteten anschließend private E-Mails von Baschar al-Assad veröffentlicht zu haben.

Gazakrieg 2012: „Operation Israel“

Am 14. November 2012 erklärte Israel der Hamas per Twitter den Krieg. Einen Tag später ergriff Anonymous Partei und stellte sich auf die Seite der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza, da man der israelischen Regierung vorwarf, die Internetverbindungen im Küstenstreifen kappen zu wollen. Bei der „Operation Israel“ wurden verschiedene Regierungswebseiten über 44 Millionen mal attackiert und zum Teil private Daten von 35.000 Mitarbeitern veröffentlicht. Auf einem Youtube-Kanal stellte man den Palästinensern eine Art „Hilfspaket“ zum Download zur Verfügung, womit man über ausländische Provider eine mögliche Internetsperre durch die israelische Armee umgehen könnte.

Anonymous gegen Muslimbruderschaft: „Operation Egypt“

Seit den Angriffen auf israelische Regierungsseiten tritt Anonymous betont aggressiver auf. Am 6. Dezember mischten sich Hacker aktiv in den Machtkampf in Ägypten ein. Zuvor erließ der ägyptische Präsident Muhammad Mursi Dekrete, die seine Vollmachten beträchtlich erweiterten. Zahlreiche Richter warfen ihm darauf vor, die Judikative defacto ausgehebelt und damit die Gewaltenteilung weitgehend beseitigt zu haben. Wie schon bei Mubarak zeigt sich Anonymous mit den Protestierenden solidarisch.Screenshot von Anonymous-Video gegen die Muslimbruderschaft, Bild: Fabian Schmidmeier

To the Egyptian people: We stand together and united against this oppression. This struggle is not just for you alone, but for the whole of humankind.

Anonymous rief zu Hackerangriffen gegen die Homepages der Muslimbruderschaft auf. Auf Twitter solle man über die Aktionen auf dem Laufenden halten und die Nachrichten mit „#OpBT “ und „#OpEgypt“ kennzeichnen. Die offizielle Präsenz der Moslembrüder auf ikhwanonline.com ist derzeit (08.Dezember 2012, 21:47) nicht erreichbar.

Themenverwandtes: Israel und Gaza: Schlachtfeld Internet und Soziale Medien

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