Denkt man an die islamische Welt, dann meint man oft, die meisten Muslime würden in arabischen Staaten leben, das heißt im Orient. Doch das größte aller muslimischen Länder liegt in Südostasien. Es handelt sich um Indonesien. Von seinen 237 Millionen Einwohnern bekennen sich ungefähr 88 Prozent zum sunnitischen Islam. 9 Prozent der Bevölkerung sind Christen. Kleinere Minderheiten sind Buddhisten und Hindus. Letztere findet man vor allem auf der Insel Bali.
Vergangenes Jahr führte mich eine Reise zunächst in die Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java und später in das Herz der Insel, nach Malang. Java ist berühmt für seine kulturelle und vegetative Vielfalt. Seit Jahrtausenden findet man auf der bevölkerungsreichsten Insel Indonesiens eine Vielzahl an Ethnien und Volksgruppen mit unterschiedlichsten Sprachen und religiösen und kulturellen Gebräuchen. Neben den interessanten und scheinbar immer gut gelaunten Menschen stößt man auch auf atemberaubende Landschaften. (Auf das erste Bild klicken um Slideshow zu starten)
Ein Großteil der Javaner ist muslimischen Glaubens. Ca. 95 Prozent der Bewohner Javas sind Sunniten.
Doch bezeichnen sich etwa 60 Prozent der Muslime als Abagan. Diese Strömung verbindet muslimischen Glauben mit hinduistischen und anderen Glaubenselementen. Sie sehen die Scharia nicht als ultimativ gültig an.
Wegen der weit verbreiteten Mischkulte auch innerhalb des Islam, ist in den meisten Teilen Javas ein friedliches Miteinander der Kulturen gewährleistet. Hier steht die aus holländischer Kolonialzeit stammende Immanuelkirche direkt neben der Jami-Moschee.
So verwundert es auch nicht, dass viele Familien kulturell gemischt sind. Oben sieht man muslimische Gäste auf einer katholischen Hochzeitsfeier in Malang.
Der Hindutempel Kidal wurde 1248 während der Singhasari-Dynastie errichtet und enthält die Geschichte der buddhistisch-hinduistischen, mythologischen Figur Garuda und Abbilder des Gottes Shiva.
Hier wurde Ganesh, dem Sohn der Hindu-Götter Shiva und Parvati, ein Denkmal gesetzt. Nach einer Sage schlug Shiva ihrem Sohn den Kopf ab. Um ihn wieder zum Leben zu erwecken holte sie sich den Kopf eines gerade greifbaren Lebewesens, eines Elefanten.
Die Menschen auf Java leben überwiegend in sehr einfachen Verhältnissen und sehr kleinen Wohnungen.
Trotz ihrer schlichten Lebensumstände wirken die Menschen in Java gegenüber Ausländern immer freundlich und glücklich.
Auch dieser Mann auf einer Rikscha freute sich darüber fotografiert zu werden.
Tankstellen sucht man in Malang meist vergeblich. Dafür verkaufen Straßenhändler an jeder Ecke Flaschen voller Benzin für Motorroller.
Um sich ihr täglich Brot zu verdienen müssen die Indonesier hart arbeiten.
Die Landwirtschaft ist auf der Insel Java sehr weit verbreitet. An vielen Stellen findet man Reisfelder.
Jeder Meter, so scheint es, wird für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt. Sogar auf den Bergkuppen findet man zahllose Äcker und Felder.
Da sich Java im Tropengürtel befindet, erlaubt die Vegetation bis zu drei Ernten pro Jahr, was zumindest Hungersnöte auf der Insel verhindert.
An den Hängen der Berge um Malang, wie hier bei der Wonosari-Plantage, wird vermehrt Tee angebaut. Hierbei handelt es sich insbesondere um schwarzen und grünen Tee. Daneben findet man auch den Anbau von Kaffee.
Der Berg Butak befindet sich nordwestlich von Malang und ist ein inaktiver Vulkan. Er liegt dem regelmäßig ausbrechenden Bromo gegenüber.
Um diesen Vulkan ranken sich seit Jahrtausenden Mythen: Einem Ehepaar war es nicht vergönnt Nachkommen zu haben. So flehten sie die Götter des Bromo um Hilfe an und versprachen, dass sie ihr letztgeborenes Kind opfern würden. Als sie sich aber später weigerten, spie der Berg Feuer…
…Erst als sie das Kind in den Schlund des Vulkans warfen, wurden die Götter beruhigt. Den Menschen wurde befohlen jährlich einmal Blumen in den Krater zu werfen. Dieses Kassada-Fest wird heute noch begangen.
Der Hindutempel Tengger Caldera liegt direkt am Fuße des Vulkans und ist damit von den Ausbrüchen direkt betroffen. Hindus errichteten ihn hier aus religiösen Gründen.
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Indonesien ist ein wundervolles Land! Ich habe selbst einige Zeit dort bei Freunden verbracht (in der Nähe von Malang, in Lumajang) und mir wurde selten solch eine Gastfreundschaft entgegen gebracht, wie in den muslimsichen Familien, bei denen ich gewohnt habe. Moschee neben Kirche, Harmonie, Akzeptanz, Toleranz. Grade nach den Anschlägen in Jakarta wird deutlich, dass die Indonesier nur umso stärker ihre Werte in der Gesellschaft behalten und ihre Offenheit und den Zusammenhalt stärken wollen. Für mich ein Land als Vorbild, mit einer fesselnden Aura, die mich sofort in den Bann gezogen hat.